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Zum Sommeranfang im Juni, wenn die Acker-Kratzdistel
(Cirsium arvense) Blütenknospen und Seitentriebe ansetzt,
sind die Weibchen der Distel-Bohrfliegen
(Uruphora cardui) unterwegs. Sie stechen mir ihrem Legebohrer in
die Verzweigungsstellen der Kratzdisteln und legen etwa ein Dutzend Eier
tief in das Pflanzengewebe. An diesen
Stellen entstehen im Verlauf des Sommers große, eiförmige Gebilde.
Verformungen des pflanzlichen
Gewebes, die von anderen Organismen bewirkt werden, nennt man Gallen.
Die Aktivitäten der Distelbohrfliege veranlassen die Pflanze, an einem begrenzten Ort ein abnormes
Wachstum durchzuführen. Es ist nicht erforscht, wie diese Vorgänge im
Detail vor sich gehen und welche Wechselwirkungen zwischen der Pflanze
und möglicherweise abgeschiedenen Stoffen der Fliege bestehen.
Die abnormen Zellbildungen können als
Abwehrreaktion der Pflanze gedeutet werden, einen eingedrungen
Fremdkörper im Gewebe zu isolieren und so den Rest der Pflanze gegen
ihn abzuschotten. Bei schwachen Individuen des Parasiten ist ist es
tatsächlich so, dass sie von den Wucherungen der Pflanze erstickt
werden können. Normal entwickelten Larven aber dient genau diese
Abwehrreaktion der Pflanze dazu, ihnen Schutz und Nahrung zu gewähren.
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