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Die Welt der kleinen Krabbeltiere

Schrecken der Wiese: Europäische Wanderheuschrecke 

 

Heuschrecken sind auffällige Insekten mit langen Hinterbeinen und der Fähigkeit, sich über Zirpen zu verständigen. Eine Reihe von Arten sind Indikatoren für intakte Lebensräume. Leider haben die Heuschrecken auch in Mitteleuropa den Ruf als Schadinsekten, was nicht sehr viel Raum für Sympathien seitens der Menschen lässt. 
Wandern ist ihre Sache nicht. Dieser Ruf stammt aus historischen Zeiten und ist heute nicht mehr gerechtfertigt, denn schon lange gibt es in Mitteleuropa keine bedeutenden Heuschreckenschwärme mehr. Heuschrecken können dann Schäden anrichten, wenn sie in großen Massen auftreten und sich vegetarisch ernähren. Die meisten mitteleuropäischen Heuschrecken aber bilden keine Schwärme und ernähren sich von Mischkost, d.h. ein großer Teil ihrer Nahrung besteht aus anderen Insekten wie Raupen und Blattläusen. Für ihre Beutetiere sind sie dann tatsächlich der "Schrecken der Wiese", aus der Sicht der Menschen eher "nützlich".

Eine der Arten, die die Fähigkeit haben, Schwärme zu bilden, ist die Europäische Wanderheuschrecke (Locusta migratoria). 

Sie tritt in zwei Formen auf, die man lange Zeit für zwei verschiedene Arten hielt. Die sesshafte Form ist meist grün und trägt einen hohen, gekielten Halsschild, wie auf der Abbildung. Das Tier im Bild ist noch eine Larve, sie hat noch keine Flügel, sondern nur kurze Stummel. Ausgewachsenen Tiere findet man in wärmeren Gebieten von Deutschland unregelmäßig von Juni bis Oktober, in dieser Zeit vermehren sie sich. Im Mittelmeergebiet, der ursprünglichen Heimat dieser Art, kommt sie regelmäßig vor, überwintert dort und ist bis in den April hinein zu finden. 

Unter sehr günstigen Bedingungen vermehren sich die Tiere außerordentlich stark. Durch die starke Konkurrenz entstehen Stressbedingungen, und dann bilden sie die Wanderform aus. Diese ist farblich grau-braun mit dunklen Mustern und trägt nicht den hohen Kiel auf dem Halsschild. Die Tiere der Wanderform sind sehr viel lebhafter als die Tiere der sesshaften Form, bilden Schwärme und wandern aus. Aus den an den neuen Siedlungsgebieten abgelegten Eiern entwickeln sich, da der Populationsdruck geringer ist,  wieder Tiere der sesshaften Form, die jeweils für einige Jahre eine Population bilden können, vielleicht aber auch wieder aussterben - wie bei uns in Deutschland schon häufig geschehen.

Optimale Bedingungen für ihre Vermehrung findet die Art in sandigen Feuchtgebieten. Die großen Schwärme der Vergangenheit bildeten sich meist in den Auengebieten der unteren Donau. Da diese Brutstätten zu Beginn dieses Jahrhunderts durch Kultivierung zerstört wurden, wird es in Europa vermutlich keine Heuschreckenschwärme dieser Art mehr geben, sondern nur noch sesshafte Populationen. 

Sie können mit dem Doppelpfeil in der Schaltleiste unten vorblättern oder sich ein anderes beliebiges Kapitel ansehen:
   nächstes Bild  Europ. Wanderheuschrecke Sibir. Keulenschrecke Große Goldschrecke Italien.Schönschrecke
Blauflügelige Ödlandschrecke Nachtigall-Grashüpfer Heidegrashüpfer Rotleibiger Grashüpfer
Buntbäuchiger Grashüpfer Gemeiner Grashüpfer Sumpfschrecke Alpine Gebirgsschrecke

Foto: José Verkest, Text: Maria Pfeifer